Weiter aufgehelltes Konjunkturbild

Bern, 19.09.2013 - Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes – Herbst 2013*. Dank der ungebrochen lebhaften Binnenkonjunktur dürfte die Schweizer Wirtschaft bereits 2013 ein ansprechendes Wachstum von 1,8% erreichen. Demgegenüber lässt eine durchgreifende Erholung in der Exportindustrie, die sich in den schwierigen letzten Jahren relativ krisenfest zeigte, bislang noch auf sich warten. Auch in diesem Bereich ist jedoch Besserung in Sicht, weil die internationale Konjunktur, namentlich die sich anbahnende Erholung im Euroraum, für positive Impulse sorgen dürfte. Entsprechend rechnet die Expertengruppe für 2014 mit einem breiter abgestützten und weiter verstärkten BIP-Wachstum von 2,3%. Im Zuge sich festigenden Konjunktur dürfte auch bei der Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr allmählich eine Trendwende nach unten einsetzen.

Internationale Konjunktur
Die Weltkonjunktur befindet sich gesamthaft in einer moderaten Erholung, die im nächsten Jahr weiter voranschreiten dürfte. Allerdings verläuft die Dynamik uneinheitlich: Während sich in den OECD-Ländern Konjunkturlage und Aussichten in den letzten Monaten mehrheitlich verbessert haben, sind zahlreiche Schwellenländer spürbar aus dem Tritt geraten.

Aufhellungstendenzen sind insbesondere im krisengeplagten Euroraum auszumachen. So blieb die Schuldenkrise an den Finanzmärkten in den letzten Monaten weiter unter Kontrolle, und die konjunkturelle Talsohle scheint durchschritten. Im 2. Quartal 2013 fiel das BIP-Wachstum erstmals nach sechs negativen Quartalen wieder positiv aus, und die über den Sommer weiter gestiegenen Stimmungsindikatoren deuten auf eine Fortsetzung der Erholungstendenz hin. Während in den relativ gut dastehenden Kernländern, namentlich in Deutschland, der Konjunkturmotor bereits wieder zügig Fahrt aufnimmt, zeichnet sich in den südlichen Peripherieländern immerhin ein Ende der Rezession ab. Ihre Erholung dürfte allerdings weiterhin durch die Austeritätspolitik und angeschlagene Banken gebremst werden und entsprechend nur langsam vorankommen. Insgesamt sind somit vom Euroraum verhalten positive Wachstumsimpulse zu erwarten (2013 -0,4%, 2014 +1,2%). In den USA kommt die wirtschaftliche Erholung im laufenden Jahr trotz forcierter staatlicher Budgetkonsolidierung gut voran, und die Arbeitsmarktlage verbessert sich stetig. Da die von der Fiskalpolitik ausgehenden Bremseffekte auf die Konjunktur allmählich nachlassen werden, könnte sich das BIP-Wachstum von knapp 2% 2013 auf gegen 3% 2014 beschleunigen. In Japan hat sich die Konjunktur dank der sehr expansiven Geldpolitik und staatlicher Konjunkturprogramme stark belebt und die positive Tendenz dürfte vorerst anhalten.

Demgegenüber verläuft die Konjunktur in vielen Schwellenländern nach wie vor unter den Erwartungen; die nach der letztjährigen Abkühlung erhoffte Wachstumsbelebung ist bislang ausgeblieben. Zwar haben sich die Befürchtungen über einen drohenden Abschwung in China wieder gelegt, weil dort die jüngsten Exportzahlen und sonstigen Konjunkturindikatoren positiv ausfielen und darauf hindeuten, dass sich die Konjunktur wieder gefangen hat. Dagegen gerieten andere aufstrebende Länder in den letzten Monaten an den Finanzmärkten vermehrt unter Druck. Aufgekommene Erwartungen über eine baldige Reduktion des Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing 3) der US-Notenbank führten zu einem abrupten Kapitalabfluss aus den Schwellenländern, der die Zinsen nach oben treibt und die Finanzierungskonditionen verschlechtert. Besonders verwundbar sind Länder mit schwachen makroökonomischen Kennzahlen (schlechte Konjunkturdaten und/oder hohe Ertragsbilanzdefizite), wie derzeit etwa Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und die Türkei. Insgesamt dürfte sich die Schwellenländer-Konjunktur vorerst weiterhin eher verhalten entwickeln – wobei die Wachstumsraten immer noch klar über jenen der Industrieländer liegen – und nur langsam wieder in Schwung kommen.

Konjunkturprognose Schweiz
In der Schweiz setzte sich das positive BIP-Wachstum im 2. Quartal 2013 (+0,5% gegenüber dem Vorquartal) weiter fort. Damit erweist sich die Schweizer Wirtschaft auch 2013 in einem herausfordernden internationalen Konjunkturumfeld – wie bereits in den letzten Jahren – als erfreulich widerstandsfähig. Eine Schlüsselrolle spielt die anhaltend robuste Inlandkonjunktur, welche durch die stetige Zuwanderung, die tiefen Zinsen und die fehlende Inflation getragen wird.

Auch im bisherigen Jahresverlauf 2013 ist die unterschiedliche Dynamik zwischen lebhafter Inland- und relativ gedrückter Auslandnachfrage augenfällig. Insbesondere die privaten Konsumausgaben bilden seit mehreren Quartalen eine starke Konjunkturstütze. Auch bei den Bauinvestitionen ist das Bild positiv, wenngleich ihre Aufwärtsdynamik in den vergangenen Quartalen zeitweilig) durch Kapazitätsengpässe und Witterungseffekte gebremst wurde. Auf der anderen Seite leiden die Warenexporte bislang noch unter den verhaltenen Absatzmärkten – bis im Frühjahr anhaltende EU-Rezession, Abkühlung in den Schwellenländern – sowie der trotz erfolgreicher Euro-Untergrenze immer noch schwierigen preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporteure**.  Damit fehlt nach wie vor ein wesentliches Element für einen breit abgestützten Aufschwung. Die schwierige Lage in der Industrie mit unterdurchschnittlich ausgelasteten Kapazitäten dürfte auch ein wichtiger Erklärungsgrund für die noch kaum in Gang gekommene Erholung der Ausrüstungsinvestitionen sein.

Die Anzeichen für einen baldigen positiven Umschwung im Exportbereich mehren sich jedoch. Bei den Tourismus-Exporten (Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland) hat bereits eine Erholung eingesetzt. Doch auch in der Industrie hat sich die gedämpfte Stimmung über den Sommer hinweg aufgehellt, wie etwa der Anstieg des Einkaufsmanagerindex sowie die (gemäss Swissmem-Umfrage) zuversichtlicheren Erwartungen in der Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie belegen. Sofern sich die Weltkonjunktur, insbesondere der Euroraum, im erwarteten Masse weiter langsam erholt, sollte einer im zweiten Halbjahr einsetzenden und im nächsten Jahr an Schwung gewinnenden Exportbelebung in der Schweiz nichts im Wege stehen.

Insgesamt korrigiert die Expertengruppe ihre BIP-Wachstumsprognose für 2013 von bisher 1,4% auf neu 1,8% nach oben. Massgebend hierfür ist die stärkere Konjunkturdynamik im Inland. Für 2014 lassen die verbesserten Exportaussichten bei anhaltend solider Inlandnachfrage eine weitere Wachstumsverstärkung auf 2,3% erwarten (bisher 2,1%).

Die bislang vorherrschende Divergenz zwischen Binnen- und Exportwirtschaft zeigt sich auch am Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung nahm im ersten Halbjahr 2013 weiterhin moderat zu, wobei Stellenzuwächsen im Dienstleistungssektor und in der Bauwirtschaft ein fortgesetzter Beschäftigungsrückgang in der Industrie gegenübersteht. Weil das Beschäftigungswachstum nicht ausreichte, das steigende Arbeitsangebot zu absorbieren, nimmt die Arbeitslosigkeit seit rund zwei Jahren kontinuierlich leicht zu. Aktuell gibt es jedoch erste Anzeichen, dass der Anstieg der (saisonbereinigten) Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten auslaufen könnte. Im kommenden Jahr dürfte dann die gefestigte Konjunktur die Arbeitslosenzahlen im Jahresverlauf allmählich absinken lassen. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Expertengruppe mit Arbeitslosenquoten von jeweils 3,2% für 2013 und 2014, was leicht unter der bisherigen Prognose (jeweils 3,3%) liegt.

Konjunkturrisiken
Im Jahresverlauf  2013 hat sich das internationale Umfeld für die Schweizer Konjunktur leicht verbessert. Für das erste Mal seit mehreren Jahren sind die Prognoserisiken nicht nur nach unten gerichtet. Günstigenfalls könnten sich im Euroraum die jüngsten positiven Überraschungen – schneller einsetzende Erholung – weiter fortsetzen und/oder die Schwellenländer ihre derzeitige Konjunkturdelle zügig überwinden. Eine stärkere Nachfrage aus wichtigen Schweizer Absatzmärkten würde der Exportwirtschaft zusätzlichen Rückenwind verleihen und könnte die konjunkturelle Belebung der Schweizer Wirtschaft weiter beschleunigen.

Trotz der gestiegenen Zuversicht dürfen jedoch die nach wie vor erheblichen negativen weltwirtschaftlichen Risiken nicht aus dem Blick geraten. So kann die Schuldenkrise im Euroraum noch nicht als überwunden angesehen werden, und Rückschläge bei den Wirtschaftsreformen sind möglich. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass die für die kommenden Jahre anstehende Normalisierung der extrem expansiven Geldpolitik nicht reibungslos vonstattengeht, sondern es – wie bereits in den letzten Monaten gesehen – zu einer höheren Volatilität an den internationalen Finanzmärkten (z.B. starker Zinsanstieg, abrupte Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern) käme, welche die Erholung der Weltkonjunktur empfindlich stören könnten.

* Die Expertengruppe des Bundes für die Konjunkturprognosen publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz. Die aktuelle Prognose von September 2013 wird in dieser Medienmitteilung kommentiert. Die aktuelle Ausgabe der "Konjunkturtendenzen", eine vierteljährliche Publikation des SECO, integriert diese Prognosen und vertieft weitere Aspekte der gegenwärtigen konjunkturellen Entwicklung. Diese Publikation erscheint in gedruckter Form als Beilage der Februar-, April-, Juli-, und Oktobernummern der Zeitschrift "Die Volkswirtschaft" (www.dievolkswirtschaft.ch). Ausserdem ist sie kostenlos auf dem Internet im PDF-Format verfügbar (http://www.seco.admin.ch/themen/00374/00375/00381/index.html?lang=de).

**Darüber hinaus wird die Entwicklung der Warenexporte und -importe im Jahr 2013 durch die Anpassung der Systematik des Aussenhandels mit Elektrizität ab Januar 2013 beeinflusst. Diese Anpassung reduziert die Veränderungsraten sowohl der Warenexporte als auch der Warenimporte im Jahresdurchschnitt 2013 gleichermassen um jeweils rund einen Prozentpunkt, Auswirkungen auf die Aussenhandelsbilanz sowie das BIP-Wachstum ergeben sich daraus indes nicht.


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Letzte Änderung 30.01.2024

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