Schweizer Wirtschaft findet zu stärkerem Wachstum zurück

Bern, 21.09.2017 - Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes* – Herbst 2017 - Aufgrund der schwachen BIP-Entwicklung im ersten Halbjahr erwartet die Expertengruppe des Bundes für das Jahr 2017 nur ein moderates Wachstum von 0,9 %. In den kommenden Quartalen stützt die dynamische Weltkonjunktur den Exportsektor, und die Binnenkonjunktur gewinnt voraussichtlich ebenfalls an Fahrt. Für 2018 ist daher ein ansehnliches BIP-Wachstum von 2,0 % zu erwarten. Im Zuge der Wachstumsbeschleunigung wird die Beschäftigung spürbar steigen und die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen. Die positiven und negativen Risiken des Ausblicks sind etwas ausgewogener als in früheren Quartalen.

Die Schweizer Wirtschaft findet nur allmählich zurück zu einem dynamischen Wachstumskurs. In der ersten Jahreshälfte 2017 blieb das BIP-Wachstum hinter den Erwartungen zurück, nachdem das Schlussquartal 2016 bereits leicht negativ ausgefallen war. Zwar setzte sich im verarbeitenden Gewerbe sowie im Gastgewerbe die Erholung vom Tief der letzten Jahre fort. Dem steht aber eine schwache Entwicklung in den meisten anderen Dienstleistungsbranchen gegenüber. Die Abschwächung des BIP-Wachstums zum Jahreswechsel 2016/17 wird allerdings durch einen Sondereffekt in der Branche « Unterhaltung und übrige Dienstleistungen » akzentuiert, der die revidierten BIP-Daten zum Jahreswechsel nach unten drückt.** Sieht man davon ab, zeigen die BIP-Zahlen nach wie vor, dass sich die moderate Konjunkturerholung fortsetzt. Aufgrund des erwähnten Basiseffektes, und des unerwartet schwachen 2. Quartals 2017 senkt die Expertengruppe des Bundes ihre BIP-Prognose für das Jahr 2017 von 1,4 % (Prognose von Juni) auf nunmehr 0,9 %.

Die Frühindikatoren (Konsumentenstimmung, PMI des Dienstleistungssektors und der Industrie, KOF-Barometer) lassen in nächster Zukunft nach wie vor eine deutliche Wachstumsbeschleunigung erwarten. Positive Impulse kommen namentlich von der mittlerweile gefestigten Weltkonjunktur: Die grossen Industrieländer (insbesondere USA, Euroraum und darunter Deutschland) sowie die meisten Schwellenländer (insbesondere China) sind bis zuletzt robust gewachsen, und der Welthandel ist weiterhin gestiegen. Damit präsentieren sich die Aussichten für die Weltwirtschaft im Prognosezeitraum leicht besser als in der letzten Prognose unterstellt. Dementsprechend erwartet die Expertengruppe, dass die Wirtschaftsaktivität in der Schweiz im Verlauf der kommenden Quartale ebenfalls deutlich anzieht. Für 2018 wird ein solides BIP-Wachstum in Höhe von 2,0 % prognostiziert (Prognose von Juni: 1,9 %).


Von der guten weltwirtschaftlichen Lage profitiert der Schweizer Exportsektor, dies umso mehr, falls sich die im Sommer beobachtete Abwertung des Schweizerfrankens als nachhaltig erweist. Für den Prognosezeitraum ist von einem moderaten, in der Tendenz aber breit abgestützten Exportwachstum auszugehen: Neben der Chemie-/Pharmabranche sollten auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie die Uhrenindustrie und die Tourismusbranche vermehrt daran partizipieren. Dementsprechend dürfte die Handelsbilanz in beiden Prog-nosejahren positiv zum BIP-Wachstum beitragen.


Auch von der Inlandnachfrage ist mit positiven Impulsen zu rechnen. Der private Konsum sollte moderat wachsen: Dem bremsenden Effekt einer verhaltenen Reallohnentwicklung stehen ein anhaltendes Bevölkerungswachstum und die Erholung am Arbeitsmarkt (s. unten) gegenüber. Für den Staatskonsum ist eine leicht unterdurchschnittliche Wachstumsrate zu erwarten. In Anbetracht des freundlichen weltwirtschaftlichen Umfelds und der gestiegenen Kapazitätsauslastung könnten die Ausrüstungsinvestitionen hingegen spürbar an Tempo zulegen. Auch bei den Bauinvestitionen ist, vor dem Hintergrund der tiefen Zinsen, von einer gewissen Beschleunigung auszugehen.


Im Zuge der Wachstumsbeschleunigung wird sich die Lage am Arbeitsmarkt im Prognosezeitraum aufhellen. Die Expertengruppe prognostiziert, dass die Beschäftigung, nach mehreren Quartalen mit einer sehr verhaltenen Dynamik, wieder deutlich wachsen wird. Für 2017 wird mit einem Beschäftigungszuwachs von 0,3 % und für 2018 mit einer Beschleunigung auf 0,8 % gerechnet. Gleichzeitig sollte die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen, so dass 2017 eine Arbeitslosenquote in Höhe von 3,2 % und 2018 von 3,0 % (jeweiliger Jahresdurchschnitt) zu erwarten ist.


Derweil normalisiert sich die Teuerung 2017, getragen durch die Erdölpreise, voraussichtlich auf jahresdurchschnittliche 0,5 %. Für 2018 ist angesichts der jüngsten Senkung des Referenzzinssatzes mit Mietzinssenkungen zu rechnen, so dass die Teuerung auf 0,2 % zurückgeht.


Konjunkturrisiken
Beim weltwirtschaftlichen Ausblick sind die Risiken in den vergangenen Monaten ausgewogener geworden. Einerseits könnte das Wachstum, gemessen an den verfügbaren Frühindikatoren, noch stärker ausfallen als in der Prognose unterstellt. Dies käme einem zusätzlichen Impuls für die Schweizer Wirtschaft gleich. Angesichts der wirtschaftlichen Erholung sind zudem Risiken im Zusammenhang mit der Staatsverschuldung und dem Bankensystem in Europa (namentlich in Italien) kurzfristig eher in den Hintergrund getreten.


Andererseits bleibt die politische Unsicherheit international beträchtlich. Die Modalitäten für die Umsetzung des Brexit-Entscheids und damit die potentiellen wirtschaftlichen Folgen sind weiterhin unklar. Die verschiedentlich angekündigten protektionistischen Massnahmen könnten den globalen Handel und damit auch die Schweizer Exportwirtschaft ausbremsen. Mit erheblichen Verwerfungen wäre im Falle einer Eskalation im Konflikt rund um Nordkorea zu rechnen.


Im Inland sind verschiedene Konjunkturrisiken im Auge zu behalten. Angesichts steigender Leerstände bei verhältnismässig reger Bautätigkeit ist eine stärkere Abschwächung im Bausektor nicht ausgeschlossen. In Anbetracht diverser struktureller Entwicklungen besteht zudem das Risiko, dass die Wachstumsbeschleunigung im Schweizer Dienstleistungssektor schwächer ausfällt als erwartet, etwa im Handel und im Finanzsektor. Damit wäre eine Abbremsung der Binnenkonjunktur verbunden. Eine Zuspitzung der erwähnten internationalen Risiken könnte ferner zu Aufwertungsdruck auf den Schweizerfranken führen und die positiven Impulse der Weltwirtschaft auf den Exportsektor zumindest teilweise zunichtemachen.

*Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz. Vertiefte Informationen finden sich in der vierteljährlichen Publikation « Konjunkturtendenzen », die online (www.seco.admin.ch/konjunkturtendenzen) sowie in gedruckter Form als Beilage der Zeitschrift « Die Volkswirtschaft » (www.dievolkswirtschaft.ch) erscheint.


**Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz wurde im Sommer 2017 einer umfassenden Revision unterzogen. Weitere Angaben dazu finden sich in der technischen Notiz « Die Revision 2017 der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Schweiz » unter www.seco.admin.ch/bip in der Rubrik « Weiterführende Informationen – Hilfsmittel ». Details zum erwähnten Sondereffekt finden sich im Exkurs « Auswirkungen internationaler Sportereignisse auf das Schweizer Bruttoinlandprodukt » in den Konjunkturtendenzen Herbst 2017.


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Letzte Änderung 12.02.2020

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