Hochkonjunktur in der Schweiz, erhöhte weltwirtschaftliche Risiken

Bern, 19.09.2018 - Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes – Herbst 2018* - Die Expertengruppe erhöht ihre Prognose für das BIP-Wachstum 2018 deutlich von 2,4 % auf 2,9 %. Die gute internationale Wirtschaftslage kurbelt den Aussenhandel an, und die Unternehmen investieren kräftig. Für 2019 wird unverändert ein solides BIP-Wachstum von 2,0 % erwartet. Die negativen Risiken überwiegen aber deutlich und bedrohen die internationale Konjunktur.

In der Schweiz herrscht Hochkonjunktur. Das BIP ist über mehrere Quartale stark gewachsen, die Beschäftigung zieht an, die Arbeitslosigkeit geht zurück. Besonders schwungvoll hat sich die Industrie entwickelt. Deren Kapazitäten sind mittlerweile so stark ausgelastet wie zuletzt 2011, und die Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt. Auch im Dienstleistungssektor wird insgesamt von einer sehr guten Geschäftslage berichtet. Daher prognostiziert die Expertengruppe für das Gesamtjahr 2018 ein sehr starkes BIP-Wachstum von 2,9 % (Prognose von Juni: 2,4 %), obwohl sich in einigen Indikatoren aktuell eine Abschwächung der Dynamik andeutet.

Von der Exportwirtschaft dürften weiterhin wesentliche Wachstumsimpulse kommen. Zwar hat sich der Schweizer Franken im Zuge der international gestiegenen Unsicherheit in den Sommermonaten spürbar aufgewertet; im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren bleibt die Wechselkurslage aber weiterhin günstig. Ausserdem geht die Expertengruppe davon aus, dass sich das weltwirtschaftliche Wachstum robust fortsetzen wird. Namentlich bleiben die Aussichten in den USA positiv, obwohl der Aufschwung schon lange anhält, und für China wird eine stabile Fortsetzung des Wachstums erwartet. Diese positive Entwicklung wird die Nachfrage nach Schweizer Produkten stützen. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass eine weltweite Eskalation des internationalen Handelsdisputs ausbleibt.

Angesichts der starken internationalen Nachfrage bauen die Schweizer Unternehmen ihre Produktionskapazitäten vermehrt aus. Damit dürften einerseits die Ausrüstungsinvestitionen weiterhin kräftig wachsen. Andererseits dürfte auch die Bautätigkeit etwas an Dynamik gewinnen. Zwar deuten steigende Leerstände in gewissen Segmenten auf eine Sättigung des Wohnungsmarktes hin, dafür dürfte sich der Gewerbebau in den nächsten Quartalen aber dynamisch entwickeln. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wird die Binnenwirtschaft somit insbesondere durch die Investitionstätigkeit gestützt.

Gleichzeitig beabsichtigen die Schweizer Unternehmen, mehr Personal einzustellen. Damit im Einklang erwartet die Expertengruppe, dass sich die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fortsetzt. Die Beschäftigung dürfte in den kommenden Quartalen erneut deutlich wachsen (+1,8 % im Jahr 2018) und die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen (auf 2,6 % im Jahresdurchschnitt 2018). Der Konsum der privaten Haushalte wird zunächst aber nur begrenzt davon profitieren, da sich die individuellen Einkommen aufgrund schwacher Nominallohnsteigerungen bei einer gleichzeitig anziehenden Teuerung verhalten entwickeln. Diese steigt aufgrund höherer Import- und Energiepreise im Jahresdurchschnitt 2018 auf 1,0 %.

Im Verlauf des Jahres 2019 sollten die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte gegenüber dem Aussenhandel an Bedeutung gewinnen. Vor allem der private Konsum dürfte etwas an Schwung gewinnen. Zum einen dürfte sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter aufhellen (Beschäftigung: +1,1 %, Arbeitslosenquote: 2,4 %), zum anderen dürften auch die Realeinkommen moderat anziehen. Dabei hilft auch, dass die Teuerung auf 0,8 % im Jahresdurchschnitt 2019 zurückgeht. Hingegen dürfte die Weltwirtschaft im Zuge der konjunkturellen Normalisierung weiter an Dynamik verlieren. Dementsprechend fallen auch die Impulse für den Schweizer Aussenhandel geringer aus. Insgesamt hält die Expertengruppe für 2019 an ihrer bisherigen Einschätzung fest und prognostiziert ein solides BIP-Wachstum von 2,0 %.

Konjunkturrisiken
In den vergangenen Monaten haben sich wichtige negative Risiken für die Weltwirtschaft akzentuiert und es sind neue hinzugekommen. Insbesondere könnte die internationale Konjunktur schneller an Dynamik einbüssen als in der Prognose unterstellt. Dies wäre vor allem zu erwarten, falls der Handelsstreit zwischen den USA und anderen wichtigen Wirtschaftsräumen weiter eskalieren sollte. Der Welthandel insgesamt und der Schweizer Aussenhandel wären davon stark betroffen. Damit verbunden könnten die Unternehmen in der Schweiz ihre Investitionen deutlich zurückfahren.

Die politische Unsicherheit in Europa ist weiterhin hoch. Insbesondere führt der unklare Kurs der italienischen Regierung zu grosser Verunsicherung. Auch ist weiterhin offen, wie sich das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich nach Vollzug des Brexit Ende März 2019 gestalten wird. Des Weiteren waren in den Sommermonaten einige Schwellenländer von starken Wechselkursturbulenzen und Kapitalabflüssen betroffen. Hintergrund sind die steigenden Zinsen und die gute Wirtschaftslage in den USA, die das Land für Investoren attraktiver machen. Sollten sich die derzeit noch auf einige Länder begrenzten Turbulenzen auf weitere Volkswirtschaften ausbreiten, oder die erwähnten politischen Risiken eintreten, könnte der Schweizer Franken als sicherer Hafen unter stärkeren Aufwertungsdruck geraten. Auf den Schweizer Aussenhandel und das Wirtschaftswachstum hätte das deutlich dämpfende Effekte.

Unverändert gegenüber der letzten Prognose besteht im Inland schliesslich das Risiko, dass schwelende Ungleichgewichte im Immobiliensektor zu einer starken Korrektur in diesem Sektor führen.

* Vertiefte Informationen zu den Prognosen der Expertengruppe und den Risiken finden sich in der vierteljährlichen Publikation « Konjunkturtendenzen », die online (www.seco.admin.ch/konjunkturtendenzen) sowie in gedruckter Form als Beilage der Zeitschrift « Die Volkswirtschaft » (www.dievolkswirtschaft.ch) erscheint.


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Ronald Indergand, SECO, Leiter des Ressorts Konjunktur, Direktion für Wirtschaftspolitik, Tel.: +41 58 460 55 58



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Letzte Änderung 30.01.2024

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