Endokrine Disruptoren

Substanzen, die in das Hormonsystem eingreifen, können in zwei Gruppen eingeteilt werden:
a) Endokrin aktive Substanzen: Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel,
     Biozide und Pharmazeutika aber auch natürliche
     Pflanzeninhaltsstoffe können hormonaktive Eigenschaften haben und das
     Hormonsystem beeinflussen (sog. endokrin aktive Stoffe).
     Der Grund dieser (ungewünschten) Wirkung liegt darin, dass diese
     Substanzen den körpereigenen Hormonen ähnlich sind, welche bei
     Mensch und Tier viele Körperfunktionen steuern.  

1
Hypothalamus
6
Nebenniere
2 Zirbeldrüse (Epiphyse) 7
Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
3 Hirnanhangdrüse (Hypophyse) 8 Hoden
4 Schilddrüse 9 Eierstock
5 Thymus    
Abbildung 1: menschliches Hormonsystem
Abbildung 1: menschliches Hormonsystem

b) Endokrine Disruptoren: Nur jene hormonaktiven Substanzen, die die
     Funktionen des Hormonsystems verändern und dadurch zu schädlichen
     Effekten auf die Gesundheit des gesamten Organismus, seiner
     Nachkommen oder auf ganze Populationen haben, werden als endokrine
     Disruptoren (ED) bezeichnet.

Die WHO (2002) definiert den Begriff „Endokrine Disruptoren“ folgendermassen:
Ein endokriner Disruptor ist eine von aussen zugeführte Substanz oder Mischung, welche die Funktion des Hormonsystems verändert und dadurch zu nachteiligen Wirkungen auf die Gesundheit eines intakten Organismus, der Nachkommenschaft oder von ganzen (Sub)-Populationen führt.

Was unternimmt der Bund?
2015 setzte der Bund eine interdepartementale Koordinationsgruppe „endokrin aktive Substanzen“ mit Vertreterinnen und Vertretern aller betroffenen Stellen (BAG, BAFU, BLW, BLV, Seco, Swissmedic) ein. Das Ressort Chemikalien und Arbeit des SECO vertritt darin die Aspekte des Arbeitnehmerschutzes.
Die Koordinationsgruppe hat den Zweck, die gegenseitige Information sicherzustellen und amtsübergreifende Aktivitäten zu koordinieren. Vertreterinnen und Vertreter dieser Koordinationsgruppe arbeiten aktiv in internationalen Gremien mit.
2017 wurde ein Factsheet für die Allgemeinheit mit den Grundlagen und dem aktuellen Wissenstand zum Thema erstellt (Factsheet endokrine Disruptoren).

Ein Beispiel aus der Arbeitswelt:
Phthalate finden als Plastikweichmacher (z.B. in Bodenbelägen, Tapeten, Lebensmittelverpackungen) für Weich-PVC (Polyvinylchlorid) in verschiedensten Branchen Verwendung. Die chemische Industrie produziert in Westeuropa jährlich rund 1 Million Tonnen Phthalate. Vier der häufigsten Phthalate, BBP (Benzylbutylphthalat), DEHP (bis(2-ethylhexyl)-Phthalat), DBP (Dibutyl-Phthalat) und DIPB (Diisobutyl-Phthalat) dürfen wegen fortpflanzungsgefährdender Eigenschaften seit 2015 nicht mehr ohne Zulassung in den Verkehr gebracht oder verwendet werden. Zusätzlich wurden diese vier Verbindungen als ED identifiziert und damit wurde ihre Bedenklichkeit noch bekräftigt. Arbeitnehmende können vom Rohstoff über die einzelnen Arbeitsschritte bis zum Endprodukt immer wieder mit Phthalaten in Kontakt kommen – es sind geeignete Schutzmassnahmen zu treffen.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Webpage des Nationalen Forschungsprogramms NFP 50 "Hormonaktive Stoffe: Bedeutung für Menschen, Tiere und Ökosysteme" (NFP50)

Letzte Änderung 11.11.2022

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